Die Vorstellung, für immer zu leben, fühlte sich immer an wie etwas aus einem Mythos, ein Flüstern aus alten Geschichten oder Science-Fiction-Romanen. Doch in letzter Zeit klingt es weniger nach Fantasie und mehr nach einer Möglichkeit, mit der wir uns tatsächlich auseinandersetzen müssen. Ich bin kürzlich auf eine Studie in Cell gestoßen – ja, dem renommierten Wissenschaftsjournal –, die mich dazu bringt, intensiv über das Altern nachzudenken und darüber, ob wir kurz davor stehen, diese Geschichte komplett umzuschreiben. Es ist nicht nur eine weitere „Durchbruch“-Schlagzeile; dieser hier fühlt sich anders an, wie eine Tür, die sich knarrend zu einer Zukunft öffnet, auf die wir noch nicht ganz vorbereitet sind.
Die Forschung befasst sich mit zellulärer Reprogrammierung, einem Prozess, der schon länger in Labors untersucht wird, aber nun atemberaubendes Potenzial zeigt. Wissenschaftler haben herausgefunden, wie man menschliche Vorläuferzellen mit FOXO3-Genen so verändert, dass sie der Zellalterung – der sogenannten Seneszenz – widerstehen können. Sie haben dies bei gealterten Krallenaffen getestet, Primaten, die uns evolutionär viel näher stehen als Labormäuse, in einer 44-wöchigen Studie. Alle paar Wochen bekamen diese Affen Infusionen dieser aufgefrischten Zellen, und die Ergebnisse waren beeindruckend. Wir sprechen von schärferem Gedächtnis in kognitiven Tests, dickerer Hirnrinde in MRTs, weniger Knochenschwund, verjüngten Eierstöcken und Blutprofilen, die auf ein biologisches Alter hindeuten, das um über drei Jahre zurückgedreht wurde. Keine Tumore, keine nennenswerten Nebenwirkungen – nur Zellen, die sich jünger verhielten und das gesamte System wie bei einem viel jüngeren Tier funktionieren ließen.
Mäuse waren zwar auch dabei, um zu verfolgen, wie sich diese Zellen im Körper verteilen und um die Sicherheit zu überprüfen, etwa ob Krebsrisiken auftreten. Doch der wirkliche Sprung sind die Daten von den Primaten – ein großer Schritt näher an uns. Es geht hier nicht nur darum, einen Pflaster auf das Altern zu kleben. Die Studie legt nahe, dass wir Zellen in einem lebenden Organismus dazu bringen könnten, sich immer wieder zu regenerieren, jung zu bleiben, ohne dass das gesamte System zusammenbricht. Das ist eine große Sache, denn Altern ist nicht nur Falten oder graue Haare – es ist der langsame Verlust der Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu reparieren. Wenn wir unseren Zellen beibringen können, in Topform zu bleiben, was bedeutet das für unsere Lebensdauer? Jahrzehnte mehr? Jahrhunderte? Der Verstand kommt ins Stolpern.
Doch hier wird es knifflig. Die Forscher machen deutlich, dass dies noch frühe Tage sind. Primaten sind keine Menschen, und was im Labor funktioniert, lässt sich nicht immer auf das echte Leben übertragen. Es liegt ein langer Weg voller Studien, Sicherheitsprüfungen und ethischer Debatten vor uns, bevor dies auch nur annähernd einen menschlichen Körper berühren könnte. Und selbst wenn es funktioniert, was dann? Stehen wir alle Schlange für Spritzen, die uns biologisch für immer 25 halten? Wer bekommt Zugang? Die Superreichen? Regierungen? Was passiert in einer Welt, in der manche Menschen altern und andere… nicht? Es geht nicht mehr nur um Wissenschaft; es ist Philosophie, Wirtschaft, Politik.
Ich komme immer wieder darauf zurück, was das für uns als Menschen bedeutet. Das Altern prägt so viel von unserem Leben – unser Zeitgefühl, unsere Prioritäten, die Art, wie wir lieben und verlieren. Wenn wir diese Zeitskala unendlich ausdehnen, verlieren wir dann etwas Menschliches dabei? Oder gewinnen wir die Chance, zu erforschen, zu schaffen und uns auf Weisen zu verbinden, die wir uns jetzt noch nicht vorstellen können? Die Studie beantwortet diese Fragen nicht, aber sie macht sie dringlich.
Im Moment ist die Tür zur Unsterblichkeit vielleicht nur einen Spalt geöffnet, nicht weit aufgerissen. Doch die Tatsache, dass wir überhaupt hindurchschauen, lässt einen innehalten. Wir sind noch nicht da, und vielleicht werden wir es nie sein. Aber diese Forschung? Das ist ein lautes Klopfen, und ich kann nicht anders, als mich zu fragen, wer – oder was – auf der anderen Seite steht.
Source: Cell, Senescence-resistant human mesenchymal progenitor cells counter aging in primates
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