In den USA ist der 401(k)-Plan eines der bekanntesten Instrumente zur privaten Altersvorsorge. Arbeitnehmer können dort Teile ihres Gehalts steuerlich begünstigt in Fonds oder Aktien investieren. Die Gewinne bleiben im 401(k) steuerfrei, bis man sie im Ruhestand entnimmt – erst dann fällt Einkommensteuer an. Das Prinzip ist simpel: Kapital soll langfristig arbeiten, ohne dass laufende Steuern die Rendite schmälern.
Estland hat seit Jahren ein international vielbeachtetes Steuersystem: Gewinne einer Kapitalgesellschaft werden erst dann besteuert, wenn sie ausgeschüttet werden. Solange der Gewinn im Unternehmen verbleibt, fallen keine Körperschaftssteuern an. Das gilt auch für Dividenden aus ausländischen Aktien – zum Beispiel US-Wertpapiere –, die eine estnische Firma hält.
Das bedeutet:
Damit ähnelt die Struktur einem 401(k): Auch dort wächst das Kapital steuerfrei, bis es später ausgezahlt wird.
Wer also seine Altersvorsorge selbst gestalten möchte, kann eine estnische Firma nutzen wie ein persönliches Investment-Vehikel:
Ein wichtiger Unterschied: Während private Einlagen in die Firma aus bereits versteuertem Einkommen stammen müssen, können betriebliche Einnahmen direkt steuerfrei investiert werden. Ein klassisches Beispiel: Wer als Consultant arbeitet, kann seine Honorare in der estnischen Gesellschaft vereinnahmen. Solange dieses Geld nicht ausgeschüttet, sondern für Investments genutzt wird, entsteht keine laufende Steuerlast.
Nehmen wir an, ein Investor legt 50.000 € in seiner estnischen Firma an und investiert in US-Aktien mit einer angenommenen jährlichen Rendite von 7 %.
Der Unterschied entsteht allein dadurch, dass in Estland während der gesamten Wachstumsphase keine laufenden Steuern gezahlt werden müssen.
Eine estnische Firma kann – clever genutzt – wie ein „europäischer 401(k)“ funktionieren. Gewinne aus Dividenden, Kurssteigerungen und sogar Consulting-Einkommen bleiben so lange steuerfrei, wie sie im Unternehmen verbleiben. Das ermöglicht einen erheblichen Zinseszinseffekt über viele Jahre.
Wer diese Struktur nutzen möchte, sollte allerdings prüfen, wie Ausschüttungen im eigenen Wohnsitzland behandelt werden – und bedenken, dass dies kein offizielles Rentenmodell, sondern ein eigenverantwortlicher Weg zur Vermögensbildung ist.