Mit einer estnischen Firma den eigenen 401(k) bauen und Steuern sparen.

In den USA ist der 401(k)-Plan eines der bekanntesten Instrumente zur privaten Altersvorsorge. Arbeitnehmer können dort Teile ihres Gehalts steuerlich begünstigt in Fonds oder Aktien investieren. Die Gewinne bleiben im 401(k) steuerfrei, bis man sie im Ruhestand entnimmt – erst dann fällt Einkommensteuer an. Das Prinzip ist simpel: Kapital soll langfristig arbeiten, ohne dass laufende Steuern die Rendite schmälern.

Was in Estland anders läuft

Estland hat seit Jahren ein international vielbeachtetes Steuersystem: Gewinne einer Kapitalgesellschaft werden erst dann besteuert, wenn sie ausgeschüttet werden. Solange der Gewinn im Unternehmen verbleibt, fallen keine Körperschaftssteuern an. Das gilt auch für Dividenden aus ausländischen Aktien – zum Beispiel US-Wertpapiere –, die eine estnische Firma hält.

Das bedeutet:

  • Eine estnische Gesellschaft kann Aktien kaufen und Dividenden vereinnahmen.
  • Diese Erträge sind in Estland so lange steuerfrei, wie sie im Unternehmen bleiben.
  • Erst wenn die Firma Gewinne als Dividende an ihre Eigentümer ausschüttet, greift die Körperschaftsteuer (ab 2025: 22/78 des ausgeschütteten Betrags).

Damit ähnelt die Struktur einem 401(k): Auch dort wächst das Kapital steuerfrei, bis es später ausgezahlt wird.

Der „selbstgebaute“ 401(k) mit einer estnischen Firma

Wer also seine Altersvorsorge selbst gestalten möchte, kann eine estnische Firma nutzen wie ein persönliches Investment-Vehikel:

  1. Gründung einer estnischen Gesellschaft – oft per E-Residency in wenigen Tagen möglich.
  2. Einlage von Kapital – ähnlich wie man in den USA Geld in seinen 401(k) einzahlt.
  3. Investieren über die Firma – die Gesellschaft hält Aktien, Fonds oder andere Anlagen.
  4. Reinvestieren ohne Steuerlast – solange kein Geld ausgeschüttet wird, bleibt alles steuerfrei.
  5. Auszahlung im Ruhestand – irgendwann zahlt die Gesellschaft Gewinne als Dividende an den Eigentümer. Erst dann fällt Steuer an – so wie bei der 401(k)-Auszahlung.

Ein wichtiger Unterschied: Während private Einlagen in die Firma aus bereits versteuertem Einkommen stammen müssen, können betriebliche Einnahmen direkt steuerfrei investiert werden. Ein klassisches Beispiel: Wer als Consultant arbeitet, kann seine Honorare in der estnischen Gesellschaft vereinnahmen. Solange dieses Geld nicht ausgeschüttet, sondern für Investments genutzt wird, entsteht keine laufende Steuerlast.

Rechenbeispiel: 30 Jahre Investment

Nehmen wir an, ein Investor legt 50.000 € in seiner estnischen Firma an und investiert in US-Aktien mit einer angenommenen jährlichen Rendite von 7 %.

  • Fall A: Direkte private Anlage
    Als Privatperson in Deutschland würden jährlich auf Dividenden und Kursgewinne Steuern fällig (z. B. Abgeltungssteuer von 26,375 % inkl. Soli). Bei langfristiger Wiederanlage reduziert das die effektive Nettorendite auf etwa 5 % pro Jahr. Nach 30 Jahren stehen ca. 216.000 € zur Verfügung.
  • Fall B: Anlage über eine estnische Firma
    In Estland fällt auf laufende Gewinne keine Steuer an, solange nicht ausgeschüttet wird. Das Kapital wächst ungeschmälert mit 7 % pro Jahr. Nach 30 Jahren ergibt das rund 380.000 € im Unternehmen. Erst bei Ausschüttung fällt Körperschaftsteuer an (22/78). Selbst nach dieser Belastung bleiben etwa 295.000 € – deutlich mehr als bei der Direktanlage.

Der Unterschied entsteht allein dadurch, dass in Estland während der gesamten Wachstumsphase keine laufenden Steuern gezahlt werden müssen.

Fazit

Eine estnische Firma kann – clever genutzt – wie ein „europäischer 401(k)“ funktionieren. Gewinne aus Dividenden, Kurssteigerungen und sogar Consulting-Einkommen bleiben so lange steuerfrei, wie sie im Unternehmen verbleiben. Das ermöglicht einen erheblichen Zinseszinseffekt über viele Jahre.

Wer diese Struktur nutzen möchte, sollte allerdings prüfen, wie Ausschüttungen im eigenen Wohnsitzland behandelt werden – und bedenken, dass dies kein offizielles Rentenmodell, sondern ein eigenverantwortlicher Weg zur Vermögensbildung ist.